Predigt zur Jubelkonfirmation am 01. Juni 2025,
Ev. Kirche Westhofen, Pfarrerin Gunhild Krumme zum 23. Psalm
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen
Und – wie ist das, hier zu sein?
Wie war das, zu hören, lesen: 50 Jahre ist das her – Erinnert werden.
60, 65, 70, 75 Jahre An die Zeit, so viel Zeit, die schon vergangen ist.
Wer wohl alles kommen wird? Ein erstes Wahrnehmen eben im Gemeindehaus.
Neugierde, vorsichtiges Mustern, Lachen: Bist du es wirklich? Nein!
Nun sind wir hier.
Feierlich eingezogen, wieder hier. Mit anderen Schritten wohl als damals.
Mit Geschichte im Rücken, deiner Geschichte. Mit Leben in den Händen, im Gesicht, ja man kann es sehen.
Mit Fragen vielleicht. Oder Dank.
Konfirmation?
Ist lange her. Und du erinnerst dich:
An Haarspray. Die Turmfrisur. An die Rüschen im Kleid. An den Anzug, der sich so komisch angefühlt hat. Das Spitzentaschentuch.
Vielleicht auch so was wie Rebellion, Cordhose mit Schlag. Was gibt es zu essen hinterher?
Hier, oder an einem anderen Ort: Segen auf der Stirn.
Und heute?
Wieder hier. Wieder vor Gott. Wieder ein Psalm. Vertraute Worte.
Psalm 23. Der hilft beim Ankommen. Den kenne ich!
Kein Spruch fürs Poesiealbum. Ein Gebet fürs Leben. Ein Fundament.
Gehen wir ihn nochmal entlang, im Rückblick.
„Der Herr ist mein Hirte.“
Da heißt es nicht: Ich hab’s im Griff. Sondern: Ich werde gehalten.
Wie auch immer die Wege waren, Du bist sie gegangen.
Mal zielsicher. Mal verirrt. Mal getragen.
„Mir wird nichts mangeln.“
Nicht: Alles läuft glatt.
Sondern: Ich kann nicht verloren gehen.
Egal, was ist. Egal, was war. Egal, was kommt.
„Er weidet mich auf grüner Aue.“
Ein Satz, der gut tut. Sattes Grün.
Ein Bild von: es ist genug. Er klingt nach Urlaub, loslassen, Freiheit.
Nicht jeden Tag, aber manchmal reichte ja schon ein Morgen mit Ruhe.
Ein Psalm, der plötzlich klingt, erinnert: Gott weiß, was ich brauche.
„Er führt mich auf rechter Straße.“
Nicht: immer gerade. Da waren Umwege. Bestimmt auch Brüche.
Du kannst auch davon erzählen.
Und auch von der der Kraft, die nicht von dir kam. Manchmal war sie plötzlich da.
In einer Begegnung. Im Blick eines Menschen. Auch im Schweigen.
„Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal…“
Ja. Die Täler waren da.
Krankheit. Abschiede. Zerbrochenes.
Nicht jeder Schmerz war heilbar. Manchmal war da Dunkelheit.
Und doch: ein Lied, das trug? Ein Mensch, der geblieben ist? Ein Wort, das dich fand?
„Du bereitest vor mir einen Tisch…“
Nicht im Frieden. Im Angesicht der Feinde.
Je älter man wird: Fehler machen, Verletzungen, Offenes und Ungelöstes, sind Teil meines Lebens. Manche davon sind mit Gesichtern verbunden.
Worin liegt mein eigener Anteil? Mich ich an einen Tisch setzen, mit so einem – Essen Trinken, Blickkontakt, Nähe aushalten – kriege ich das hin puh???!!!
Es lohnt sich, genau zu lesen. Ich muss diesen Tisch nicht t bereiten.
Das macht Gott. Gott bereitet den Tisch. Gott bereitet einen Raum, mich versöhnen zu lassen. Mit meinem Feind, vielleicht auch mit mir selbst. Es braucht dafür nicht viel:
Mitten im Lärm. Mitten im Streit. Mitten im Chaos. Ein gedeckter Tisch.
Kein Luxus. Aber Brot. Ein Kelch.
Ein Zeichen: Du bist gemeint.
Vor einigen Wochen haben die Konfis Tische gedeckt. Vier Stück.
Einen für die, die fehlen. Einen zum Abschied. Einen für die, die versöhnt werden müssen. Und einen für die, die sonst am Rand stehen. Das haben sie mit Hingabe gemacht, so schönen Ideen, mit Phantasie!
Dann sind wir rumgegangen. Haben gefragt: Wen lade ich ein? Was erzählt dieser Tisch über mein Herz? Was soll hier geschehen?
Ich frage Euch: Wen würdest Du einladen – selbst wenn’s schwer ist?
Welche Tische Hast Du schon schon abgeräumt? Welche solltest Du wieder decken?
Nehmen wir uns einen Moment zum Nachdenken in der Stille …
„Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“
Du bekommst keinen Rest. Keinen Sparschluck. Sondern Maß.
Genau für dich. Kein Tropfen zu viel. Aber genug.
Der Einzelkelch sagt leise:
Gott kennt deinen Durst. Gott sieht dich. Und füllt.
Nicht verschwenderisch. Aber treu.
Für dich. Und für den Nächsten.
„Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen.“
Sie sind hinter mir. Gottes Güte. Gottes Barmherzigkeit.
Wie stille Begleiter. Wie ein Licht, das nicht ausgeht.
Manchmal merkst du’s erst rückblickend. Was dich gehalten hat. Was dir den Rücken gestärkt hat.
Du bist nie nur aus dir selbst hier. Immer auch: begleitet.
„Ich werde bleiben im Haus des Herrn.“
Nicht: Ich muss.
Sondern: Ich darf.
Ich bleibe.
Heute feiern wir.
Gott.
Dich.
Und alles, was dazwischen liegt.
Ich wünsche dir:
– Augen für das, was noch wachsen wird
– Hände, die weitergeben
– Füße, die mutig gehen
– Und ein Herz, das weiß:
Ich bin nicht allein.
Der Herr ist dein Hirte.
Ich gehe. Und werde geführt.
Amen.